EURO 2012

Deutschland: Das Ziel ist der Titel



München - Die deutsche Nationalmannschaft gilt als einer der Topfavoriten auf den Gewinn des EM-Titels 2012. Das DFB-Team unterstrich durch eine glanzvolle EM-Qualifikation und Siege gegen Brasilien und die Niederlande seine Ambitionen.


Die Zeiten, in denen einer deutschen Nationalmannschaft ausschließlich Tugenden wie Kampf, Einsatz und Laufbereitschaft zugeschrieben wurden, sind längst vorbei. Inzwischen sind aus den "Rumpelfüßlern" von einst "Zauber-Fußballer" wie Mesut Özil oder Mario Götze geworden. 

Immer offensiv



Taktisch und spielerisch gehört Deutschland zu den Top-Nationen auf der Welt. Kein Wunder, dass das Team von Bundestrainer Joachim Löw bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine zum engsten Favoritenkreis gezählt wird.

Löw und sein Team wehren sich nicht gegen die hohen Erwartungen. Vielmehr gehen sie mit ihren Ambitionen, erstmals seit dem EM-Triumph 1996 wieder einen Titel holen zu wollen, sehr offensiv um. 

"Die Messlatte ist in den vergangenen ein, zwei Jahren noch einmal höher gelegt worden. Ich glaube aber schon, dass wir relativ schwindelfrei sind und mit dieser Situation umgehen können", sagte Löw bei der Nominierung seines vorläufigen EM-Aufgebotes und fügte an: "Natürlich wollen wir Europameister werden, aber es ist keine Alles-oder-nichts-Situation für uns. Für mich zählt auch die Entwicklung der Mannschaft. Und die ist auch nach dem 3. Platz bei der WM weiter positiv."

Problem durch die Qualifikation



Für Löw ist Welt- und Europameister Spanien aber nach wie vor das Maß aller Dinge: "Sie sind der Topfavorit, dahinter kommen die Niederlande, England und auch wir." Dennoch sind seit dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien 2008 und dem Halbfinal-Aus bei der WM 2010 erneut gegen die Iberer alle Anstrengungen auf einen Erfolg bei der EURO in Polen und der Ukraine ausgerichtet. 

Und die Maßnahmen von Löw scheinen sich voll auszuzahlen. Mit zehn Siegen marschierte die DFB-Auswahl glanzvoll durch die EM-Qualifikation. Zudem setzte das junge deutsche Team durch Erfolge im August gegen Rekordweltmeister Brasilien (3:2) und im November gegen Vize-Weltmeister Niederlande (3:0) deutliche Ausrufezeichen.

Noch besser als bei der WM



"Deutschland und Spanien sind derzeit den anderen Ländern Europas meilenweit voraus. Beide Nationalmannschaften spielen einfach konstant auf einem anderen Niveau. Und damit sind beide für mich auch die eindeutigen Favoriten bei der EM 2012", betonte Franz Beckenbauer.

Dass sein Team sich nach der WM Südafrika weiter gesteigert hat, überrascht Löw nicht. "Wir haben Jahre darauf hingearbeitet. Es war unser Ziel, besser und konstanter zu werden. Man kann heute die guten Mannschaften nur schlagen, wenn man spielerisch besser wird, nicht mit Aggressivität. Und wir passen uns immer an die aktuellen Entwicklung im Fußball an", sagte er.

Lieber 4:2 als 1:0



Auch taktisch wird das Löw-Team längst den allerhöchsten Ansprüchen gerecht. Der Ansatz sei "immer sehr offensiv. Wir wollen ständig nach vorne spielen, agieren, aktiv sein. Mir ist ein 4:2 lieber als ein 1:0", so der Bundestrainer, der seit 2006 im Amt ist.

Die Konkurrenz ist vom neuen Fußball-Deutschland auf jeden Fall beeindruckt. "Deutschland ist unglaublich stark beim Umschalten. Das konnten sie früher schon, aber jetzt können sie auch Fußball spielen", lobte "Oranje"-Coach Bert van Marwijk nach dem 0:3 in Hamburg: "Sie haben viel mehr Potenzial als wir."

Stark besetztes Mittelfeld



Insbesondere im Mittelfeld hat Löw ein Überangebot an herausragenden Spielern wie Özil, Götze, Thomas Müller, Toni Kroos, Lukas Podolski, Sami Khedira, Andre Schürrle, Marco Reus oder Bastian Schweinsteiger. 

Da der Bundestrainer grundsätzlich auf ein System mit nur einem Stürmer setzt, hat er jedoch auch im Angriff ein Luxusproblem. In Mario Gomez und Miroslav Klose bieten sich zwei absolute Top-Torjäger für den einen Platz an.

Viel Lob für Löw



Italien-Legionär Klose von Lazio Rom, der eine unglaublichen Quote in der Nationalmannschaft von 63 Treffern in 114 Länderspielen aufweist, war allerdings im Vorfeld der EM fünf Wochen verletzt und feierte erst Anfang Mai bei Lazio sein Comeback.

Dass die deutsche Nationalmannschaft derart positive Schlagzeilen schreibt, hat für Teammanager Oliver Bierhoff vor allem einen Grund: Und der heißt Joachim Löw. "Das ist einmalig, was er leistet. Er weiß, was er will", lobte Bierhoff: "Er schafft es, sich trotz des Rummels auf das Wesentliche zu konzentrieren."


Niederlande: "Elftal" ohne die Leichtigkeit des Seins



Amsterdam - Vize-Weltmeister Niederlande gilt bei der EM in Polen und der Ukraine nach Spanien und Gruppengegner Deutschland als Favorit. Doch das Selbstvertrauen der "Elftal" ist nicht mehr das, das sie in Südafrika bis ins Finale getragen hat.


Robin van Persie verließ Wembley mit einem Lächeln. Dabei war es so gar nicht sein Spiel gewesen in der Kathedrale des Fußballs, die er vom Fenster seiner Londoner Wohnung aus sehen kann. Beim Stand von 0:0 wurde der Stürmerstar der Niederlande zur Halbzeit ausgewechselt, ohne ein Tor erzielt oder Akzente gesetzt zu haben. 

Wichtiger Sieg gegen England



Und als er nicht mehr dabei war, lief es sogar besser. Sein direkter Konkurrent im "Oranje"-Sturm, der Schalker Klaas-Jan Huntelaar, schoss ein Tor, sein Team gewann den wichtigsten EM-Test in England mit 3:2 - ohne ihn. Und dennoch lächelte van Persie. Es ist seine Saison, und er ist einfach zu gut drauf, als dass ihm Selbstzweifel kommen könnten. 

Wo der Kapitän des FC Arsenal schon ist, will Bondscoach Bert van Marwijk die anderen Stars seines Teams bis zu den EM-Vorrundenspielen gegen Dänemark (9. Juni), den Erzrivalen Deutschland (13. Juni) und Portugal (17. Juni) wieder hinbekommen. 

Angeknackstes Selbstvertrauen



"Es muss so sein wie bei der WM. Wir brauchen wieder die Gewissheit, dass wir nicht verlieren und unsere Gegner nicht gewinnen können", sagt van Marwijk. Das Unschlagbar-Gefühl ist abhanden gekommen, daran änderte auch der Sieg in England Ende Februar nichts.

Davor hatte "Oranje" dreimal in Folge nicht gewonnen, vor allem das 0:3 in Hamburg gegen die DFB-Elf ließ bei den Fans erstmals ernsthafte Zweifel an der EM-Tauglichkeit von "Oranje" aufkommen. Auch Bert van Marwijk war sich seiner Sache anscheinend auch nicht mehr ganz sicher.

Sneijder nicht in Form



"Das war ein peinliches Spiel für uns. Das tat weh", sagte der Bondscoach nach der Pleite beim Nachbarn. Er brauchte ein paar Tage, um sich zu beruhigen. Seitdem geht er wieder behutsamer mit seinen Stars um, weiß aber ganz genau: Die "angetrunkene Blaskapelle ohne Dirigent", wie die Zeitung "Volkskrant" van Marwijks Elf nach der Schmach von Hamburg nannte, suchte verzweifelt ihren 
Takt.

Van Marwijk ist klar, dass die Teams aus Deutschland und Spanien noch weiter sind als seine Elf, aber schon 2010 in Südafrika hatte kaum jemand die Niederlande auf der Titel-Rechnung gehabt. Allerdings konnte er sich damals auch voll und ganz auf Wesley Sneijder verlassen. 

Van Marwijks größte Sorge dürfte deshalb dem Spielmacher von Inter Mailand gelten. Der überragende WM-Regisseur steckt mit dem italienischen Ex-Meister Inter Mailand tief in der Krise und ist wohl am weitesten von allen Vize-Weltmeistern von seiner Normalform entfernt.

Robben mit bitterem Saisonende



Doch auch Arjen Robben dürfte einer der Spieler sein, die van Marwijk Kopfzerbrechen bereiten. Für den Flügelstürmer von Bayern München war das Spiel im Wembley-Stadion wie eine Erlösung. Nach nicht enden wollenden Ego-Debatten in München schoss er sein Land mit zwei Toren zum Sieg. Doch gerade bei den Bayern konnte der verletzungsanfällige Robben seine Bestform zu selten abrufen. Das bittere Saisonende mit zwei verschossenen Elfmetern gegen Dortmund und im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea dürfte seine mentale Verfassung zudem angegriffen haben. 

Derlei Probleme sind van Persie in dieser Saison fremd. Sein achtes Jahr beim FC Arsenal ist bislang sein bestes. Er blieb im Gegensatz zu fast allen seinen Spielzeiten bei den "Gunners" zuvor von schwereren Verletzungen verschont. Und prompt traf er wie am Fließband. 

Die Nase vorn



"Robin ist ein Ausnahmespieler. Seine Bewegungen im Strafraum sollte jede Fußballschule zeigen", sagt sein Teammanager Arsene Wenger. Nicht von ungefähr machte der Elsäßer den Niederländer zum Kapitän, nachdem Cesc Fabregas zum FC Barcelona gewechselt war. 



Griechenland: Die Minimalisten setzen weiter auf Alt-Stars



 

Athen - Im ersten Turnier nach der Ära Otto Rehhagel gilt Griechenland nur als krasser Außenseiter. Mit gerade 14 Toren mogelten sich die Minimalisten zur EM, dabei wollte Coach Fernando Santos eigentlich einen Neuanfang.


Der Machtwechsel in Griechenland ist vollzogen, doch der Sparkurs bleibt der alte: Ganze 14 Tore reichten dem Europameister von 2004, um sich für das erste Turnier nach der Ära Otto Rehhagel zu qualifizieren. 1:0 auf Malta, 1:0 gegen Lettland, 1:0 in Israel - so selten wie das Team des neuen Trainers Fernando Santos traf kein anderer EM-Teilnehmer in der Qualifikation ins Netz. Immerhin: Zu einer Pleite kam es nicht. Am Ende wurden die Hellenen ungeschlagener Gruppensieger vor Kroatien und Israel.

Der Kader ist zur Hälfte neu



Dabei wollte der international eher unbekannte Santos eigentlich einen Neuanfang einleiten. "Wir müssen junge Talente heranführen, die zusammen mit den erfahrenen Spielern ein starkes Team formen", sagte der Portugiese bei seinem Amtsantritt.

Geglückt ist das nur zum Teil. Zwar ist nur noch die Hälfte des WM-Kaders von 2010 übrig, gleichzeitig gehören aber noch sechs EM-Helden von 2004 zum erweiterten Kader - darunter die gealterten Kostas Katsouranis (32), Giorgios Karagounis (35) und der Ex-Bremer Angelos Charisteas (32).

Griechen international oft dabei



Doch der Erfolg gibt Santos recht. Bis zum 1:3 im November 2011 gegen Rumänien blieb Griechenland in allen 17 Spielen unter seiner Leitung ohne Niederlage. Als Belohnung gab es die vierte Teilnahme bei den letzten fünf Großereignissen. "Das ist für Griechenland keine Selbstverständlichkeit", sagte Santos, der seinen Vorgänger nicht vergaß: "Herr Rehhagel hat hier großartige Arbeit geleistet. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich."

Die Fußstapfen von Rehhagel sind dennoch riesig. "Ich mag Vergleiche nicht. Man denkt dabei automatisch an besser oder nicht besser", sagt Santos. Und "besser", das ist kaum möglich. Der EM-Triumph von 2004, er ist noch immer Gesprächsstoff im zuletzt so gebeutelten Griechenland. 

Noch eine Rechnung offen



"To Piratiko", das Piratenschiff, nennen die Hellenen ihre Mannschaft, seit sie Europa eroberte. Von einem erneuten Siegeszug träumen acht Jahre später nicht nur die Fans. "Es wird schwer, das zu wiederholen. Aber unmöglich ist es nicht", sagt etwa Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04.

Bei den Turnieren wollte es aber auch unter Rehhagel zuletzt nicht mehr klappen. Die EM 2008 beendete Titelverteidiger Griechenland ohne Punkt als Tabellenletzter, bei der WM 2010 in Südafrika war mit drei Zählern ebenfalls nach der Vorrunde Schluss. "Da haben wir noch eine Rechnung offen. In Polen und der Ukraine wollen wie endlich wieder die Gruppenphase überstehen", sagt Santos.

Bundesliga ist mit dabei



Die Säulen seines Teams sind noch immer Kapitän Karagounis und Oldie Katsouranis, die beide schon bei Benfica Lissabon unter Fernando Santos spielten und nun gemeinsam bei Panathinaikos Athen gelandet sind. Karagounis könnte bei der EM sogar Rekordnationalspieler Theodoros Zagorakis (120 Einätz) einholen. Zum festen Stamm gehören im Schalker Papadopoulos, Sokratis von Werder Bremen und Kostas Fortounis (1. FC Kaiserslautern) auch drei Bundesliga-Legionäre.

Gestandene Spieler, wenig Tore, eine kompakte Defensive: Griechenland fährt wieder einmal als Außenseiter zu einer EM. Ein bisschen träumen ist bei Fernando Santos aber erlaubt. "Wir wissen, dass alles zusammen passen muss, um noch einmal Europameister zu werden."

Kroatien: Zwischen Geheimtipp und Sandsack



Zagreb - Auf den letzten Drücker ist Kroatien doch noch auf den EM-Zug aufgesprungen. Doch von Euphorie ist unter den Fans wenig zu spüren. Experten stellen eine Stagnation in der Entwicklung fest und kritisieren Trainer Slaven Bilic.


Manchmal sagen Zahlen doch recht viel über die Stimmung in einer Fußballnation aus. Bei den Karten-Vorbestellungen für die EURO 2012 war das Interesse der Kroaten fünfmal geringer als bei der letzten Europameisterschaft vor vier Jahren. 

Es fehlt das Feuer



Und beim Länderspiel gegen Schweden (1:3) verirrten sich gerade einmal 7.000 Zuschauer ins Zagreber Stadion Maksimir. Die "Feurigen", wie die Spieler des kroatischen Nationalteams auch genannt werden, lassen die Fußballfans inzwischen fast kalt.

Der ehemalige Kapitän Niko Kovac sprach wegen dieser Entwicklung schon von "österreichischen Verhältnissen" und kritisierte: "Das ist katastrophal für uns. Wir haben immer davon gelebt, dass uns die Euphorie der Fans getragen hat."

Bilic umstritten



Gründe für das Abwenden der Fans gibt es viele. Da wäre zum einen die mühsame Qualifikation mit dem Umweg über die Playoffs gegen die Türkei. Zudem scheint der mit starken Einzelspielern besetzten Mannschaft der Teamgedanke zu fehlen. Und in Slaven Bilic steht ihr ein Trainer vor, dessen Abschied nach dem Turnier als sicher gilt und der in der Öffentlichkeit höchst umstritten ist.

Doch die Kritik perlt am ehemaligen Bundesliga-Profi völlig ab, er sieht sein Team für die Endrunde gerüstet. "Wenn wir gesund und komplett sind, dann ist es ein realistisches Ziel, die Gruppenphase zu überstehen", sagte Bilic trotz der namhaften Konkurrenz in der Gruppe C mit Titelverteidiger Spanien, Italien und Irland. 

Große Töne des Trainers



Aber Bilic geht noch einen Schritt weiter: "Ab dem Viertelfinale ist alles möglich, auch wir können den Titel erreichen." Gegen stärkere Teams, so Bilics Rechnung, seien seine Spieler immer am gefährlichsten. 

Der Trainer spielt auf die EM vor vier Jahren in Österreich und der Schweiz an, wo Kroatien im Gruppenspiel gegen Deutschland (2:1) brilliert hatte und bis ins Viertelfinale vorgestoßen war. Doch selbst Mittelfeldspieler Niko Kranjcar gibt zu: "Das Duell in Klagenfurt gegen Deutschland war unser bislang letztes richtig gute Spiel."

Veraltetes System



Das sehen auch die Experten so. "Wir sind in unserer Entwicklung stehengeblieben", sagte Niko Kovac und stellte seinem früheren Team ein Armutszeugnis aus: "Wir spielen wie vor 20 Jahren. Wir haben kein Konzept, das den Anforderungen des modernen Fußballs entspricht. Wir verlassen uns noch immer nur auf unsere gute Technik."

Die mühsame Qualifikation für die Endrunde in Polen und der Ukraine bestätigen Kovac. Die schlimmen Auftritte in Georgien (0:1) und in Griechenland (0:2) haben die Fans noch nicht vergessen. Allerdings bewies der 3:0-Hinspielsieg in den Playoffs gegen die Türkei, dass man das mit vielen Stars wie Luka Modric (Tottenham Hotspur) oder Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg) besetzte Team nie 
unterschätzen darf.

Die kroatische Zeitung "Jutarnji List" drückte die Erwartungen des Vier-Millionen-Volkes passend aus: "In der Form von Istanbul sind wir der Geheimfavorit, mit Leistungen wie gegen Georgien oder Griechenland sind wir nur der Box-Sandsack für die anderen."


Polen: Dortmunder Trio soll ein frühes Aus verhindern



Warschau - Seit über 30 Jahren träumt Polen von der Rückkehr in die Weltspitze des Fußballs. Die Europameisterschaft im eigenen Land bietet eine Riesenchance einen weiteren großen Schritt zu absolvieren.


Der Countdown läuft, in Polen laufen die letzten Arbeiten auf Hochtouren - an den EM-Stadien, an der Infrastruktur und auch bei der Nationalmannschaft. Denn die Erwartungen sind groß, die Chance wohl einmalig für die Fußballer nach rund 40 Jahren wieder in den Fokus des Weltfußballs zu rücken. 

Schweres Amt



Zum insgesamt dritten Mal nach 1960 und 2008 werden die "Bialo-Czerwoni" (die Weiß-Roten) im Rampenlicht einer EM stehen, wenn sie am 8. Juni 2012 im Warschau zum Eröffnungsspiel gegen Griechenland auflaufen.

Und das auch nur, weil Polen als Gastgeber automatisch qualifiziert ist und sich nicht durch die Mühle der Qualifikation quälen musste, behaupten viele Skeptiker. Nationalcoach Franciszek Smuda, seit 2009 in Amt und Würden, ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Denn Kicker der europäischen Spitzenklasse sind rar. 

Turbulente EURO-Vorbereitungen



Am 18. April 2007 waren die Polen und die Ukraine zum EM-Gastgeber bestimmt worden. Allerdings kennzeichneten viele Skandale sowie Bestechung und Spielabsprachen die Szenerie in Polen. Die Nationalmannschaft wurschtelte sich so durch, qualifizierte sich für die WM 2006 in Deutschland und die EM 2008 in der Schweiz und Österreich, schied aber jeweils schon nach der Vorrunde aus.

Den Fans blieben nur die Erinnerungen an die goldene Ära in den 70er Jahren, als Polen 1972 mit dem Olympiasieg in München den größten Erfolg feierte. Bei der WM 1974 in Deutschland erreichte die Mannschaft Platz drei wie auch 1982 bei der WM in Spanien. Zudem erreichte Polen zwei weitere olympische Silbermedaillen 1976 in Montreal und 1992 in Barcelona. Das war's vorerst.

Drei Spieler vom deutschen "Double"-Sieger



Bei der Heim-EM soll nun der große Wurf gelingen. Smuda lässt nichts unversucht, eine schlagkräftige Truppe zu basteln. Kein leichtes Unterfangen, denn die besten Akteure spielen verstreut bei diversen Clubs im Ausland. 

Für Smuda ist derzeit Dortmund "die Hauptstadt des polnischen Fußballs". Denn gleich drei der absoluten Leistungsträger stehen dort beim deutschen Meister und Pokalsieger unter Vertrag: Kapitän Jakub Blaszczykowski, Verteidiger Lukasz Piszczek und Torjäger Robert Lewandowski.

Alle lieben Lewandowski



Der 23-jährige Lewandowski wird in seiner Heimat als derzeit bester Fußballer des Landes gefeiert. Mit Argusaugen wird seine Entwicklung beim BVB registriert. Aber noch, so Smuda, hat der "polnische Torres", wie sie Lewandowski in Anlehnung an die Spielweise des spanischen Torjägers Fernando Torres in der Heimat nennen, sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft.

Zum Kader des Nationalteams zählen weitere Bundesliga-Legionäre. Bis Anfang April war auch Slawomir Peszko vom 1. FC Köln eine feste Größe. Nachdem der Offensivspieler angetrunken mit einem Taxifahrer aneinandergeraten war und von der Polizei sogar in Gewahrsam genommen wurde, warf ihn Smuda aus dem Nationalteam. "Peszko ist raus, denn das war nicht seine erste Verfehlung. Er wird nicht zu meinem Team gehören, damit ist das Thema erledigt", so der 63-Jährige.

Russland: Mit Holland-Flair erneut angreifen




Moskau - Russland gilt im internationalen Fußball als schlafender Riese. Zu selten konnte die "Sbornaja" allerdings bei großen Turnieren die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine unternimmt die russische Auswahl einen neuen Anlauf.


Der russische Fußball hat bereits 2010 einen ganz großen Triumph errungen. Das Riesenreich bekam vom Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA den Zuschlag für die WM-Endrunde 2018 und darf erstmals überhaupt die Fußball-Welt bei "Mütterchen Russland" willkommen heißen.

Überraschung bei der EURO 2008



Natürlich will die "Sbornaja" beim Heimspiel in sechs Jahren ebenfalls eine gute Rolle spielen, deshalb ist die EURO 2012 in Polen und der Ukraine eine wichtige Durchgangsstation für die russische Auswahl.

Bei der EM-Endrunde 2008 in Österreich und der Schweiz überraschten die Russen mit ihrem herzerfrischenden Angriffsfußball und entzauberten im Viertelfinale die hochgelobten niederländischen Stars (3:1 n.V.). 

Nach Hiddink kam Advocaat



Aber in der Vorschlussrunde wurden den Russen, damals betreut von der niederländischen Trainer-Ikone Guus Hiddink, vom späteren Welt- und Europameisterschaft Spanien deutlich die Grenzen aufgezeigt. 3:0 siegten die Iberer und gaben im Endspiel auch Deutschland das Nachsehen.

In der Qualifikation für die EM-Endrunde spazierten die Russen unter dem neuen Cheftrainer Dick Advocaat mehr oder minder problemlos durch. Auch weiterhin setzt der russische Fußball also auf den "Oranje"-Einfluss. Mit 23 Punkten sicherte sich der Europameister von 1960 klar den Gruppensieg vor Irland. Der ehemalige Mönchengladbacher Bundesliga-Coach soll bei der EM-Endrunde 2012 das schaffen, was Hiddink versagt geblieben war.

Advocaat geht nach der EM



"Ich hoffe inständig, dass die Mannschaft, von jetzt an, nicht mehr so heftig kritisiert wird wie in der Vergangenheit", betonte Advocaat, der zuvor schon Zenit St. Petersburg zum UEFA-Cup-Sieg (2008) geführt hatte. 

Der 64-Jährige kennt inzwischen die russische Fußball-Seele aus dem Effeff - vielleicht auch ein Erfolgsgeheimnis. Allerdings gehen der russische Fußball-Verband RFU und Advocaat nach der EM-Endrunde getrennte Wege. Der Coach übernimmt seinen Ex-Club PSV Eindhoven.

Letzte Finalteilnahme als UdSSR



Der russische Verbands-Präsident Sergej Fursenko schätzt indes den "Oranje"-Trainer: "Ich kenne ich noch aus Zeiten bei Zenit. Es gab nie Meinungsunterschiede, denn er arbeitet höchst professionell und pragmatisch. Ich vertraue ihm. Ich habe den Eindruck, dass er ein wenig auch zu einem Russen geworden ist."

Seit dem Triumph bei der ersten EM überhaupt vor 51 Jahren und dem Erreichen des Endspiels 1988 bei der Endrunde in Deutschland gegen die Niederlande (0:2) - jeweils als UdSSR-Auswahl - ging die "Sbornaja" bei EM-Turnieren regelmäßig leer aus. Das Abschneiden 2008 bedeutete nach langer Zeit wieder ein Erfolgserlebnis. 

Russlands Reiche investieren in eigene Liga



Dass der russische Fußball wieder international mehr Beachtung geschenkt wird, verdankt er nicht nur der WM-Gastgeberrolle 2018. In den letzten Jahren ist auch in der nationalen Liga viel passiert. Milliardenschwere Oligarchen haben sich des Fußballs angenommen und wollen die Club auch international wettbewerbsfähig machen. 

Während Roman Abramowitsch lieber sein Geld in den Champions-League-Finalisten FC Chelsea steckt, investieren andere Superreiche des Landes Millionen und Abermillionen in ihre Clubs, die mit hochkarätigen Stars aus dem Ausland verstärkt werden. Ein Beispiel ist Milliardär Suleiman Kerimow, der den Erstligisten Anschi Machatschkala mit Hochkarätern wie Samuel Eto'o, Roberto Carlos und Juri Schirkow verstärkt hatte.

Kuranyi in Moskau



Bei Dynamo Moskau spielt in Kevin Kuranyi (früher Schalke 04 und VfB Stuttgart) auch ein deutscher Ex-Nationalspieler in der russischen Premjer Liga, die in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher Legionäre deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Aber auch die russischen Nationalspieler sind längst bei ausländischen Clubs beliebt. Der VfB Stuttgart hatte in Pavel Pogrebnyak (jetzt FC Fulham) einen der erfolgreichsten Angreifer in seinen Reihen. Der große Star ist natürlich Andrej Arschawin, der beim FC Arsenal in London spielte, dort allerdings nur Ergänzungsspieler war und zu Meister St. Petersburg in die Heimat wechselte.

Tschechien: Mit dem Sonderzug zu neuen Höhen



Prag - Auf der rot und blau lackierten Lokomotive ist ein riesiger Fußball aufgemalt, direkt daneben prangt das Landeswappen. Bis jetzt ist nur eine Skizze des Sonderzugs aufgetaucht, der die tschechische Nationalmannschaft von Prag in den EM-Vorrundenspielort nach Breslau bringen soll.


Der nationale Fußballverband FACR setzt zur Motivation auf einen Zug, um eine ähnlich triumphale Erfolgsgeschichte zu schreiben, wie bei der WM 1934 in Italien. Damals, am 21. Mai 1934, fuhr das tschechoslowakische Team in Richtung Rom.

Im Nachsitzen zur EM



Während die Anreise in Richtung Italien eher unspektakulär verlief, wurde die Rückkehr zur Legende, obwohl das Endspiel gegen Italien knapp mit 1:2 nach Verlängerung verloren ging. An vielen Bahnhöfen gab es Empfänge, das Land feierte seine Helden im Überschwang. Bis dahin ist es für die Mannschaft von Trainer Michal Bilek in Polen in der Ukraine zwar ein sehr langer Weg, doch die Tschechien wollen ihre Außenseiterchance nutzen.

"Wir wollen ein neues und erfolgreiches Kapitel für den tschechischen Fußball schreiben, auch wenn wir natürlich nicht zu den Topfavoriten zählen", sagte Bilek, der sich mit seinem Team erst im Nachsitzen in den Playoffs gegen Montenegro qualifiziert hatte.

Cech ist der große Rückhalt



"Wir sind auf einem sehr guten Weg, sind in unserem Spiel sehr flexibel", sagte Torhüter Petr Cech: "Das wird uns in der Vorrunde zugutekommen, weil wir nur schwer ausrechenbar sind. Wir können mit Mann und Maus verteidigen - oder auch einfach alles nach vorne werfen."

Die Tschechen haben nach dem Abtritt vieler Leistungsträger aus der goldenen Generation schwierige Jahre hinter sich. Einzig der frühere Dortmunder Bundesliga-Profi und jetzige Kapitän Tomas Rosicky ist geblieben. Gemeinsam mit dem ehemaligen Welttorhüter Cech vom FC Chelsea ist er der Star der Mannschaft.

Große Namen in den 90ern



Noch längst nicht vergessen sind jene Profis, die ab Mitte der 90er fast ein Jahrzehnt im europäischen Fußball mitmischten - ohne jedoch einen Titel zu gewinnen. Pavel Nedved, Karel Poborsky, Vladimir Smicer oder Jan Koller - trainiert von Karel Brückner: Große Namen, große Fußstapfen.

1996 verlor die "Narodny Tym" im EM-Finale nach "Golden Goal" von Oliver Bierhoff gegen Deutschland, 2004 scheiterte das favorisierte Team im Halbfinale am Überraschungssieger Griechenland. Zuvor hatte das Team in der Gruppenphase sogar mit einer B-Elf die deutschen "Rumpelfußballer" unter Teamchef Erich Ribbeck aus dem Turnier geworfen.

Viele Bundesliga-Kicker dabei



Doch während es für die DFB-Auswahl nach dem Tiefpunkt 2004 eigentlich immer stetig nach oben ging, verlief die Leistungskurve Tschechiens entgegengesetzt. Bei der WM 2006 scheiterte das Team genauso wie bei der EM 2008 in der Vorrunde. Die WM-Qualifikation 2010 wurde zum Desaster. Der "kleine Bruder" Slowakei schaffte die Teilnahme, Tschechien nicht.

Seitdem erleben die tschechischen Fußballfans eine Achterbahnfahrt, mittlerweile stehen die Nachfolger aber in den Startlöchern. Zuletzt waren in Jaroslav Drobny (Hamburger SV), Petr Jiracek (VfL Wolfsburg), Roman Hubnik (Hertha BSC) und Michal Kadlec (Bayer Leverkusen) sowie Tomas Pekhart (1. FC Nürnberg) fünf Bundesligaprofis Teil des Kaders.

Für das richtige EM-Feeling reisen übrigens nicht nur die Spieler in ihrem eigenen Zug an, auch für die Fans wurden sechs Sonderzüge geordert, die sie aus Brünn und Prag nach Breslau bringen sollen. "Für uns ist der Zug komfortabler als der Mannschaftsbus. Gerade wenn man die große Entfernung sieht, ist es die ideale Lösung", sagte Bilek.


Portugal: Zwischen Skepsis und Titeltraum




Lissabon - Portugals Nationalmannschaft geht bei der EM in der Hammergruppe B mit Deutschland an den Start. Während Jose Mourinho dem Team nichts zutraut, glaubt Superstar Cristiano Ronaldo an die Titelchance.


Wenn es nach Mourinho geht, werden seine Landsleute um Superstar Ronaldo bei der EURO 2012 keinen Blumentopf gewinnen. Er wolle später einmal als erster Trainer mit Portugal einen Titel gewinnen, sagte "The Special One" zuletzt. Für den Coach von Real Madrid hat das Team seines "Vorgängers" Paulo Bento demnach keine Chance auf ein triumphale Endrunde in Polen und der Ukraine. 

Die Hoffnungen ruhen auf Ronaldo



Die deutschen Profis, die am 9. Juni in Lwiw auf die Erben des großen Eusebio treffen, dürften diese Prognose gerne gehört haben. Mourinhos Schützling Ronaldo hält allerdings nichts von der Vorhersage seines Clubtrainers. "Wir wollen und wir werden auch ganz sicher eine gute EM spielen. Davon bin ich absolut überzeugt", sagte der Weltfußballer des Jahres 2008. 

Der im Armenviertel von Madeira aufgewachsene "CR7" ist der große Hoffnungsträger der portugiesischen Fans. Ganz Portugal erhofft sich von dem exzentrischen Star ähnliche Leistungen wie im November des vergangenen Jahres beim entscheidenden 6:2 im Playoff gegen Bosnien-Herzegowina. 

Figo glaubt an seine Erben



Mit einem Doppelpack hatte der teuerste Spieler der Welt (für 94 Millionen Euro Ablöse von Manchester United zu Real Madrid) seine Kritiker damals Lügen gestraft und endlich auch im Nationaltrikot für positive Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war dem Topstar immer wieder vorgeworfen worden, nur im Vereinstrikot zu brillieren.

Gegen die Bosnier präsentierte sich der 27-Jährige wie ein echter Kapitän und schloss mit seinen Toren 31 und 32 zum portugiesischen Idol Luis Figo auf. Für Rekord-Nationalspieler Figo steht seit diesem Spiel fest, "dass Portugal die EM gewinnen kann". Auf den ersten internationalen Triumph des WM-Vierten von 2006 und Vize-Europameisters von 2004 hofft auch Ronaldo: "Ich strebe weniger nach persönlichen Rekorden, sondern nach Titeln."

Ronaldo lobt seinen Coach



Auf dem Weg zum EM-Sieg baut der frühere Profi des englischen Rekordmeisters Manchester United vor allem auf die Künste Bentos. "Er hat die Wende geschafft und das Team umgekrempelt. Er hat eine neue Mentalität und frisches Blut gebracht, das war wichtig", sagte Ronaldo über Bento, der die Mannschaft nach den ersten beiden Qualifikationsspielen und nur einem Punkt auf dem Konto von Carlos Queiroz übernommen hatte.

Nach Verpassen der direkten Qualifikation stand allerdings auch Bento sofort in der Kritik. In den Medien wurde bereits über eine Ablösung des Trainers spekuliert. Als Interimslösung war zum wiederholten Mal Mourinho im Gespräch. Doch nach der Qualifikation für das siebte Großereignis seit dem Jahr 2000 in Folge hat Bento seinen Posten sicher.

Rauswürfe und Verletzungen



Mit dieser Gewissheit im Rücken scheute der Coach auch keine unpopulären Maßnahmen. So werden Jose Bosingwa und Ricardo Carvalho bei der EM nicht dabei sein. "Beide sind nur Zuschauer", sagte Bento, der von den Eskapaden der beiden Profis genug hat. Auf Mittelfeldspieler Danny vom russischen Meister Zenit St. Petersburg muss Bento, der mit seinem Team im Vier-Sterne-Hotel Remes in der westpolnischen Stadt Opalenica residieren wird, dagegen unfreiwillig verzichten. Der 28-Jährige fehlt mit einem Kreuzbandriss.

Doch auch mit Danny wäre Portugal in der Gruppe B mit Deutschland, Dänemark und den Niederlanden nach Ansicht Bentos nur Außenseiter: "Schwerer hätte die Gruppe nicht kommen können. Wir werden unsere Chance suchen. Deutschland und Holland sind aber sicherlich die großen Favoriten." 

So sehen es auch die portugiesischen Zeitungen. "Nur Haifische", schrieb O Jogo nach der Auslosung. "Portugal wurde in die Todesgruppe gelost", meinte "Record". Und "Publico" titelte: "Drei frühere Europameister stellen sich Portugal in den Weg."

Dänemark: Die "Olsen-Bande" glaubt an den großen Coup



Kopenhagen - Nach der schwachen WM 2010 hat Dänemark sich neu erfunden. Auch dank eines herausragenden Talents geht der Europameister von 1992 als aussichtsreicher Außenseiter in die Endrunde.


Vor nicht einmal zwei Jahren lag der dänische Fußball noch am Boden. Nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM 2010 malten die Experten schwarz und der Boulevard fragte unverhohlen, ob Morten Olsen noch der richtige Trainer für den dringend notwendigen Neuaufbau sei. Olsen blieb - und leitete in Rekordgeschwindigkeit die "Wiedergeburt" (die Zeitung "Berlingske Tidende") seiner "Bande" ein.

Starke Qualifikation



Das Selbstvertrauen ist spätestens seit der souveränen Qualifikation vor Portugal und Norwegen zurück beim Europameister von 1992, der mit fünf Siegen in Serie zum Jahresende 2011 einen Landesrekord aufgestellt hat. "Das Viertel- oder Halbfinale ist möglich", sagt Stürmerstar Nicklas Bendtner. Und William Kvist vom VfB Stuttgart meint: "Wir können alle schlagen - außer vielleicht Deutschland und Spanien." 2010 verlor "Danish Dynamite" noch in der Vorrunde gegen Japan und musste vorzeitig nach Hause.

Als dann auch noch Größen wie Jon Dahl Tomasson, Jesper Grönkjaer und Daniel Jensen erklärten, künftig nicht mehr zur Verfügung zu stehen, war die Sorge vor dürren Zeiten groß. Doch Olsen, seit 2000 Coach des "Landshold", trieb den schon begonnenen Umbau umso energischer voran und vertraute fortan einigen jüngeren Spielern - allen voran Christian Eriksen. Der Profi von Ajax Amsterdam war zwar schon bei der WM dabei, eine tragende Rolle erhielt er jedoch erst danach.

Kvist ein Stammspieler



Mittlerweile wird der 20 Jahre alte Regisseur von internationalen Spitzenklubs gejagt, er selbst traut sich sogar zu, es beim FC Barcelona zu schaffen, wie er betonte. Eriksens Wechsel nach der EURO gilt als wahrscheinlich. Eriksen passt perfekt in Olsens auf Ballbesitz ausgelegtes System, das so gar nichts mit dem "hoch-und-weit" zu tun hat, wie es in Skandinavien lange vorherrschte. "Spil den närmeste!", bekommen dänische Kicker schon in der Jugend eingeimpft - den Ball immer dem Nächststehenden zuspielen. Olsens Team profitiert davon.

Hinter Eriksen hält der Stuttgarter Kvist den Laden zusammen, der Christian Poulsen verdrängt hat. Der ehemalige Schalker verletzte sich im Saisonendspurt auch noch am Oberschenkel. Wie Poulsen haben auch andere wichtige Teamstützen Probleme. Kapitän Thomas Sörensen verlor bei Stoke City den Stammplatz im Tor, der ehemalige Wolfsburger Simon Kjaer und Daniel Agger haben schon bessere Tage gesehen, Rekord-Feldspieler Dennis Rommedahl ist in die Jahre gekommen. Olsens größtes Sorgenkind aber ist Bendtner, der in Sunderland zuletzt eher mit seinen zahlreichen Eskapaden denn sportlich von sich reden machte.

Twitter-Verbot



Anders als häufig in der Vergangenheit stimmt diesmal aber laut Rommedahl der Geist im Team. "Wir haben einen besseren Zusammenhalt in der Mannschaft, das spiegelt sich auf dem Rasen wider. Wir sind Kameraden, Freunde, ja fast eine Familie", sagt der 114-malige Nationalspieler. Allerdings sorgte Olsen mit einem Twitter-Verbot für die Stars für Unruhe in der Mannschaft. Bendtner fand das 
"ärgerlich", Agger sagte: "Wenn er (Olsen) meint, dass wir besser spielen, wenn wir keine Nachrichten schreiben, dann bitte sehr!"

Olsen hofft derweil, dass seine Mannschaft unterschätzt wird. "Die Deutschen und Holland müssen gewinnen - wir wollen. Das ist unsere Chance", sagt er. Am Ende soll es dann so kommen, wie das Pop-Duo NikundJay im dänischen EM-Song singt. "Vi vandt i dag", heißt das Lied - "wir haben heute gewonnen".

England: Mit vielen Fragezeichen zur EM



London - Seit 46 Jahren wartet die englische Nationalmannschaft auf einen Titel. Die gute Qualifikation weckte Hoffnungen beim Weltmeister von 1966 für die EURO 2012, doch die überraschende Trainerwahl und die Sperre von Wayne Rooney dämpfen die Erwartungen.


Nachdem die gute Qualifikation für die EURO 2012 in Polen und der Ukraine große Hoffnungen in England geweckt hatte, machte sich der Weltmeister von 1966 das Leben selber schwer. Der englische Verband FA sieht sich nach einer monatelangen Hängepartie und der Wahl des 64-jährigen Hodgson Kritik ausgesetzt.

Warum Hodgson?



Die englischen Zeitungen bewerten die Berufung Hodgson zum Chefcoach als "erstaunlich". "The Sun" fragte in Anspielung auf den Favoriten Harry Redknapp: "Warum hat es Harry nicht bekommen?". Doch die Wahl der FA bei der Nachfolge des im Februar zurückgetretenen Italieners Fabio Capello fiel auf den Manager des Premier-League-Clubs West Bromwich Albion.

Hodgson, der auf Interimstrainer Stuart Pearce folgt, geht die schwierige Aufgabe jedenfalls "stolz" an. Er kündigte zahlreiche und schnelle Gespräche mit den Spielern an, um sich auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören.

Viel Zeit bleibt ihm nicht. Das erste Länderspiel unter seiner Regie findet am 2. Juni gegen Belgien statt, neun Tage später steht bereits das erste EM-Gruppenspiel gegen Ex-Weltmeister Frankreich an.

EM-Start ohne Rooney



Die englischen Spieler demonstrierten trotz der lange Zeit unbefriedigenden Situation Gelassenheit. "Ich denke, dass die Qualität des Kaders entscheidend ist, und der Charakter der Spieler und beides ist in unserem Kader reichlich vorhanden", sagte Routinier Frank Lampard vom FC Chelsea.

Einen Qualitätsverlust müssen die Engländer allerdings in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Frankreich und Schweden verkraften. Topstar Rooney von Manchester United fehlt nach seiner Roten Karte im unbedeutenden Qualifikationsspiel in Montenegro gesperrt und kann erst zum Vorrundenabschluss gegen Co-Gastgeber Ukraine mitwirken. Als erste Amtshandlung gab Hodgson aber bekannt, dass er trotz der Zwei-Spiele-Sperre auf Rooney setzt. "Ich freue mich, dass Rooney mit uns zur EURO kommt", so der Coach.

Starke Qualifikation



Rooneys unnötiger Platzverweis war der negative Abschluss einer ansonsten guten Qualifikation. Fünf Siege, drei Unentschieden - die Engländer setzten sich in der Gruppe G souverän mit 18 Punkten vor Montenegro (12) und der Schweiz (11) durch.

Nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM 2010 in Südafrika gegen Deutschland (1:4) zeigten sich die Engländer wieder gefestigt. In den acht Begegnungen der ualifikation mussten sie nur fünf Gegentore hinnehmen. Mit Torhüter Joe Hart von Manchester City scheinen sie auf einer ihrer traditionell größten Problempositionen eine gute Lösung gefunden zu haben.

Zudem hat sich die Mischung im Team zwischen erfahrenen Akteuren und jungen Spielern verbessert. Bobby Zamora und Kyle Walker spielten sich zuletzt in den Vordergrund. Zudem gibt es in Rio Ferdinand, John Terry und Lampard noch genug Routiniers, die die Erfahrung mitbringen. Ob dies ausreicht, die 46 Jahre dauernde Durststrecke zu beenden, muss angesichts der Unruhe rund um die Nationalmannschaft zumindest bezweifelt werden.

Frankreich: Mit gezügelten Erwartungen zur EM



Paris - Bis zur letzten Minute musste der zweimalige Europameister Frankreich zittern, ehe die achte EM-Teilnahme feststand. Nach der WM-Blamage von 2010 hat der neue Trainer Laurent Blanc die Blauen umgekrempelt. Zu den Top-Favoriten gehört der Titelträger von 1984 und 2000 aber noch nicht wieder.


An Selbstbewusstsein mangelt es den Fußballern der "Grande Nation" nicht. "Ich habe das Gefühl, dass wir ein Riesending schaffen können. Ich persönlich will den Titel", tönte Bayern-Star Franck Ribery, nachdem sich Frankreich zum achten Mal für die Endrunde qualifiziert hatte. Und Abwehrspieler Eric Abidal stieß ins selbe Horn: "Jetzt wollen wir auch die EURO gewinnen."

Starker Auftritt gegen Deutschland



Woher Ribery und Co. ihre Ansprüche ableiten, ist am 29. Februar beim 2:1 gegen die deutsche Nationalmannschaft ein wenig deutlicher geworden. "Les Bleus" entzauberten den Titelaspiranten und sind bereits seit 18 Spielen ungeschlagen. Dennoch erscheinen Titelträume nicht realistisch.

Bis zur letzten Minute musste der neue Nationaltrainer Laurent Blanc zittern, ehe er das EM-Ticket in der Hand hatte. Ein Elfmetertor von Samir Nasri von Manchester City in der Schlussphase rettete den Franzosen ein 1:1 im Endspiel der Qualifikationsgruppe D gegen Bosnien-Herzegowina und damit Platz 1.

Blanc tritt auf die Euphoriebremse



Blanc, Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000, sprach danach von "Genugtuung" - wohlwissend, dass sein Projekt Neuaufbau nach der WM-Blamage 2010 beim Verpassen der EURO gewaltig ins Wanken geraten wäre. Der 46-Jährige, als Abwehrchef einst als "Le President" geadelt, schraubte die Erwartungen zwei Jahre nach der Schande von Südafrika denn auch deutlich herunter. 

"Die Leute wollen, dass wir in nur 15 Monaten ein tolles Team mit tollen Spielern haben und spielen wie die Niederlande, Spanien oder Deutschland. Das ist unmöglich", sagte Blanc, der nach der WM 2010 das schwere Erbe von Raymond Domenech angetreten hatte. "Wir haben es immer wieder gesagt: Es braucht Zeit. Du kannst die Qualität des Spiels oder der Mannschaft nicht im Supermarkt kaufen."

Verbandspräsident will mehr



Verbandspräsident Noel Le Graet hat deutlich weniger Geduld. "Es ist an der Zeit, Titel zu gewinnen", sagte er und setzte Blanc unter Druck. Der Trainer konterte, die "wirkliche Herausforderung" sei die Heim-EM 2016: "Alles, was vorher kommt, ist nur Vorbereitung."

Ob Blanc diese Zeit bekommt, ist offen. Sein Vertrag läuft nach der EM aus, zuletzt war Arsene Wenger, langjähriger Teammanager des englischen Traditionsclubs FC Arsenal, schon als möglicher Nachfolger gehandelt worden.

Tore schießen ist ein Problem



Trotz der Erfolgsserie seit September 2010, die nach zwei Pleiten zum Start von Blancs Amtszeit begann, mit Siegen gegen Brasilien (1:0) und in England (2:1) hat die "Equipe Tricolore" einstige Größe noch nicht wieder erreicht. Bezeichnend die Bilanz in der EM-Qualifikation: Nur ein einziges Mal - beim 3:0 gegen Albanien - schossen die Franzosen mehr als zwei Tore.

Bei der EM bekommt es die Blanc-Equipe zunächst mit Co-Gastgeber Ukraine, Schweden und England zu tun. Die Chancen, eine schwarze Serie zu beenden, stehen gar nicht so schlecht. Seit der WM 2006, als sie im letzten Spiel von Zinedine Zidane das Finale in Berlin verloren, haben die Blauen die erste Runde nicht mehr überstanden.

Tiefpunkt WM 2010



Der Tiefpunkt war Südafrika, als nach dem Rauswurf von Nicolas Anelka die Spieler in einen Streik traten und in der Heimat eine Welle der Empörung auslösten. "Diese Narbe wird ewig bleiben", sagte Blanc. Auch wenn im ersten Spiel seiner Amtszeit alle WM-Versager zuschauen mussten, wurden sie danach begnadigt. "Wir hätten sagen können: Die Leute wollen sie alle nicht mehr sehen, also ist es vorbei. Aber nach drei Niederlagen hätten die Leute geschrien: Wir wollen eine Mannschaft, die gewinnt."

So sind Ribery, Abidal, Patrice Evra oder Florent Malouda weiter dabei. Dennoch hat Blanc den Neuaufbau eingeleitet und Spieler wie Mittelfeldmann Nasri oder die Stürmer Karim Benzema von Real Madrid und Loic Remy von Olympique Marseille zu neuen Fixpunkten gemacht. Das hat ihm immerhin ein Lob seines ehemaligen Teamkollegen Zidane eingebracht: "Man erwartet von ihm einen Aufbau in unglaublicher Geschwindigkeit. Aber das macht er nicht schlecht." 

Schweden: Die Nordmänner blasen zum Angriff



Stockholm - Mit offensiver Spielweise und hoffnungsvollen Talenten will Schweden bei der EURO 2012 für eine Überraschung sorgen. Der einzige Star-Spieler in Reihen der Skandinavier, Zlatan Ibrahimovic, ist trotz der erfolgreichen Qualifikation nicht unumstritten.


Nach der Enttäuschung über die verpasste WM-Teilnahme 2010 hat in Schweden der große Umbruch begonnen. Die neunjährige Ära von Trainer Lars Lagerbäck wurde beendet, das in die Jahre gekommene Team von Nachfolger Erik Hamren schrittweise durch junge Talente ergänzt und taktisch weiterentwickelt.

Neues System, neue Spieler



Die defensive Ausrichtung unter Lagerbäck ersetzte Hamren erfolgreich durch ein modernes, offensiv ausgerichtetes 4-2-3-1-System und löste mit Schweden mit 24 Punkten als bester Zweiplatzierter das direkte EM-Ticket. 31 Tore in zehn Spielen machen Schweden zudem zu einer der treffsichersten Mannschaften der EM-Qualifikation - nur Gruppensieger Niederlande (37) und die DFB-Auswahl (34) erzielten mehr Tore.

Dass trotz dieser Offensivstärke ausgerechnet Stürmer-Star Zlatan Ibrahimovic immer wieder in der Kritik steht, scheint daher verwunderlich. Doch spätestens seit dem fulminanten 3:2-Erfolg im abschließenden Qualifikationsspiel gegen Vize-Weltmeister Niederlande, bei dem "Ibracadabra" fehlte, mehren sich in Schweden die Stimmen, die das Ende von Ibrahimovics Nationalmannschaftskarriere fordern. 

Ibrahimovic nicht unumstritten



Denn nicht nur außerhalb des Platzes zieht Ibrahimovic - wie im vergangenen November durch die Veröffentlichung seines Skandal-Buches - fast die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Auch auf dem Platz wird der 30-Jährige wie kein anderer von seinen Mitspielern gesucht. 

Das, mahnen Kritiker, mache das schwedische Spiel leicht auszurechnen. Zudem fürchten sie, dass die Entwicklung des Teams stagniert. Schwedens bester Spieler scheint eine Schwachstelle im Team zu sein. 

Hamren macht Superstar zum Kapitän



Ein Meinung, die Ibrahimovics Kritiker mit Zahlen zu untermauern versuchen: Seit dessen Debüt im Nationalteam 2001 hat Schweden in der EM-Qualifikation ohne den Angreifer vom AC Mailand jedes Spiel gewonnen, mit Ibrahimovic kommen die Skandinavier nur auf eine Siegquote von rund 55 Prozent.

Von einer Degradierung seines Ausnahmespielers will Trainer Hamren allerdings nichts wissen. "Zlatan ist ein Star. Ich verstehe nicht, dass die Leute in Schweden sagen, dass wir ohne ihn besser wären. Ich denke, er macht einen fantastischen Job", sagte Hamren, der Ibrahimovic zum Kapitän ernannt hatte: "Vielleicht lastet in Schweden ein zu großer Druck auf ihm. Er zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, weil er der einzige Weltklassespieler in unserer Mannschaft ist".

Neue Position



Zudem hat Hamren offensichtlich einen Weg gefunden, Ibrahimovic besser ins Spiel der Schweden zu integrieren. Im Länderspiel gegen Kroatien im Februar (3:1) agierte der Torjäger hinter Stoßstürmer Johan Elmander, traf selbst und war an den beiden weiteren Treffern beteiligt: "Das hat sehr gut ausgesehen. So bin ich schwerer auszurechnen."

Auch innerhalb der Mannschaft genießt Ibrahimovic weiter Rückendeckung. "Er ist ein Weltstar und ein super Typ. Wenn du Erfolg haben willst, brauchst du deine besten Spieler auf dem Platz. Wenn wir unsere Träume und Ziele erreichen wollen, brauchen wir ihn", sagte Mittelfeldspieler Sebastian Larsson.

Wohin die Reise für Schweden bei der EURO 2012 geht, bleibt schwer vorherzusagen. "Nach der verpassten Quali für Südafrika hat es einen Umbruch gegeben. Es wurden viele Spieler aus der U21 geholt. Einige haben es ins Nationalteam geschafft und klargemacht, dass sie ihren Platz nicht mehr hergeben wollen", sagte Ibrahimovic, der aus seinen Wünschen für die EURO 2012 keinen Hehl machte: "In meinem Kopf halte ich den Pokal in meinen Händen." 


Ukraine: Imageprobleme schon vor erstem Anpfiff



Kiew - Schon vor dem ersten Anpfiff bei der Heim-EM hat die Ukraine ihr erstes Ziel klar verpasst. Nicht nur die eigene Nationalmannschaft, sondern auch das Land sollte Werbung für sich betreiben.


Sich als moderne europäische Nation, als weltoffen und potenzielles Reiseziel präsentieren. Die Vorfälle um die inhaftierte und in den Hungerstreik getretene Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko machten dies alles schon im Vorfeld zunichte.

Politik statt Fußball



Auf den Straßen der Ukraine, vor allem in der EM-Stadt Charkiw, kam es immer wieder zu Protesten. Manche Länder erwogen zwischenzeitlich sogar einen EM-Boykott. Bundespräsident Joachim Gauck sagte seine geplante Ukraine-Reise ab, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich mahnte die Ukraine, die "Chance, ihr Land positiv zu präsentieren", nicht zu vernachlässigen.

So gesehen spielen die "Schowto-Blakittni", zu deutsch Gelb-Blauen, in Bezug des weltweiten Images irgendwie nur noch um Schadensbegrenzung. Für das verwirrte Volk könnte ein erfolgreiches Auftreten ihres Teams aber eine noch größere Bedeutung bekommen, um von den Alltagssorgen ablenken zu können.

EM ist Shevchenkos Highlight



"Dieses Turnier ist für die Ukraine sehr wichtig. Nicht nur für die Entwicklung des Fußballs, sondern auch für die Entwicklung des Landes und der Leute", sagte Andriy Shevchenko, Europas Fußballer des Jahres von 2004.

Doch auch fußballerisch ist diese EM für die Ukraine ein absolutes Highlight. Denn trotz großer Namen wie eben Shevchenko, der im Alter von 35 Jahren seine große Karriere mit der Heim-EM krönen will, waren sie seit der Eigenständigkeit zuvor erst bei einem einzigen Großturnier vertreten. 

Immer wieder knapp gescheitert



Bei der WM 2006 in Deutschland scheiterten die Ukrainer im Viertelfinale am späteren Weltmeister Italien (0:3). Drei weitere Weltmeisterschaften verpassten sie knapp durch Niederlagen in den Playoffs (vor der WM 2002 unter anderem gegen Deutschland), vor Europameisterschaften waren sie regelmäßig in den Playoffs gescheitert.

An Selbstvertrauen mangelt es den Gastgebern, die Deutschland im vergangenen November ein beachtliches 3:3 abtrotzten, jedenfalls nicht. "Griechenland und Dänemark hatte auch keiner auf der Rechnung und sie holten den Titel. Warum sollen wir das nicht auch schaffen?", sagt Schewtschenko, der von einem Finale in seiner Heimatstadt Kiew träumt.

Achtungserfolg gegen Deutschland



Der Aufbau der Mannschaft um Shevchenko sowie Kapitän und Rekordnationalspieler Anatoliy Tymoshchuk von Bayern München sowie den langjährigen Bundesliga-Stürmer Andriy Voronin scheint jedoch Früchte zu tragen.

Nachdem es in den ersten acht Spielen des Jahres 2011 lediglich einen Sieg gegeben hatte (2:0 gegen Usbekistan) und die Stimmung auch in dieser Hinsicht Richtung Nullpunkt tendierte, schürten die folgenden fünf Spiele mit vier Siegen und dem Remis gegen Deutschland die Hoffnung.

Schon die Vorrunde beschert den Ukrainern jedoch starke Gegner: Schweden, Frankreich und England, da ist die Ukraine selbst mit Heimvorteil nur Außenseiter. "Ich hoffe aber, dass die Mannschaft uns alle im Sommer überraschen wird", sagte Verbandspräsident Grigori Surkis. Und auch Schewtschenko gibt sich optimistisch. "Wir haben eine junge und voranschreitende Generation", betonten er. Und die will im Sommer dafür sorgen, dass die Politik in den Hintergrund rückt.

Italien: Noch immer im Umbruch



Rom - Zu lange hat sich Italien an den Weltmeistern von 2006 festgehalten - als man es merkte, war es zu spät. Nun fehlen Klassespieler, besonders im Angriff.


Italien war immer ein Land großer Stürmer. Schließlich galt es, den legendären Catenaccio nicht nur zu zelebrieren, sondern ihn bisweilen auch zu knacken. Es gab Silvio Piola, Gigi Riva, Paolo Rossi, Roberto Baggio, es gab Alessandro Del Piero. Momentan gibt es niemanden. Viele wären sogar froh, hätte Lazio-Stürmer Miroslav Klose einen italienischen Pass.

Fragen vor allem im Sturm



Der Deutsche hat dem viermaligen Weltmeister monatelang gezeigt, wie es geht: Langer Ball, langes Bein, kurzer Prozess. Italien hat England-Legionär Mario Balotelli von Manchester City, der allerdings abseits des Platzes kein bisschen klosig ist. Selbst mit Paradiesvogel ist er vollkommen unzureichend beschrieben.

Antonio Di Natale von Udinese Calcio ist zwar der beste italienische Torschütze der Serie A - mit 34 aber sicherlich kein Mann für die Zukunft. Antonio Cassano (AC Mailand) hat eine Herz-OP hinter sich, gab aber immerhin ein beeindruckendes Comeback. Die "Gazzetta dello Sport" schrieb schon wieder vom "fantastischen Antonio". Doch auch dessen Hang zum Überschwang ist legendär.

Italiens Fußball weiter in der Krise



Was bleibt, ist höchstens Mittelmaß wie Giampaolo Pazzini (Inter Mailand) oder Alessandro Matri (Juventus Turin). 2006, Finale, Berlin, die Stirn von Zinedine Zidane, die Brust von Marco Materazzi, dann die Hände von Gianluigi Buffon; das ist alles weit, weit weg - und so schnell wohl auch nicht zu wiederholen.

Italien orientiert sich neu. Auch im Fußball. Die alten WM-Helden, Camoranesi, Totti und wie sie alle heißen, sind in Ehren verabschiedet worden, man hatte sich sowieso zu lange an ihnen festgehalten. Das WM-Debakel mit dem Vorrundenaus ohne Sieg 2010 war die Quittung. Die Liga kämpft mit Zuschauerschwund, Schulden, Manipulationen.

Der Titel bleibt ein Wunsch



"Ich werde nur noch Spieler nominieren, die es verdienen", sagte der neue "Allenatore" Cesare Prandelli bei seiner Vorstellung. Ein Schlag ins Gesicht für den Vorgänger und Weltmeistertrainer Marcello Lippi, der in Südafrika mit einer überalterten und satten Mannschaft sein Denkmal beschädigte. Ein WM-Titel als Hemmschuh.

In Polen und der Ukraine soll sich zeigen, wie es um den italienischen Fußball bestellt ist. "Mit Entschlossenheit und großer Demut" will Prandelli Italien den zweiten EM-Titel nach 1968 bescheren. Damals war die EM noch ein Vier-Nationen-Turnier, die "Squadra Azzurra" hatte zudem Weltklassespieler im Überfluss: Riva, Rivera, Mazzola, Facchetti, Burgnich, Zoff. Derzeit hat sie keinen.

Nur Buffon hat "überlebt"



Immerhin: Torhüter Buffon, ein "Überbleibsel" von 2006, war mal einer. Der viermalige Welttorhüter ist allerdings auch schon 34, er könnte in den kommenden Jahren den Weltmeister-Kapitän Fabio Cannavaro (136 Länderspiele) als Rekordnationalspieler ablösen. "Ich hoffe, dass meine Karriere noch lange weitergeht - mein Alter gibt mir Hoffnung", sagt Buffon. Sein "Idol" Dino Zoff, den "echten Maestro" (Buffon), hat er bereits eingeholt.

Ansonsten arbeitet Nationaltrainer Prandelli, der als Spieler (fast) alles und als Trainer noch nichts gewonnen hat, mit vielen talentierten Spielern, die international noch auf ihren Durchbruch warten. Prandelli tüftelt, probiert vieles aus, setzte 35 Spieler in den EM-Qualifikationsspielen ein.

Das Ergebnis ist eine relativ harmonische, für italienische Verhältnisse erstaunlich torgefährliche Mannschaft - auch ohne Weltklassestürmer und die ganz großen Einzelkönner. Mit Serbien, Slowenien, Estland, Nordirland und den Färöern gab es keine Probleme, 20 Tore erzielten die "Azzurri" bei acht Siegen in zehn Qualifikations-Spielen (zwei Unentschieden). Aber ein Top-Gegner war nicht dabei.

Irland: Auf der Insel träumt man vom Coup



Dublin - Den 1. Juli 2012 haben sich viele Iren dick in ihrem Terminkalender angestrichen. Am Tag des EM-Finales, so jedenfalls der irische Traum, greift ihr Team nach dem Titel. Nach dem griechischen Vorbild von 2004, als die Hellenen mit Coach Otto Rehhagel sensationell Europameister wurden, soll ihre Mannschaft im Sommer nach den Sternen greifen.


Die Hoffnungen des krassen Außenseiters ruhen vor dem Turnier in Polen und der Ukraine vor allem auf dem Mann auf der Bank. Trainer Giovanni Trapattoni ist der Star des irischen Teams. Allein sein Name jagt den Konkurrenten in Gruppe C reichlich Respekt ein.

Respekt vor Trapattoni



"Ich wollte ein Duell mit Trapattoni eigentlich vermeiden", stöhnt der italienische Nationalcoach Cesare Prandelli. Und auch Slaven Bilic, der Trainer Kroatiens, spricht voller Ehrfurcht vom 73 Jahre alten Maestro. "Spanien ist Favorit, aber Trapattoni ist ein Genie und ein Top-Mann. Ich freue mich darauf, gegen ihn zu spielen."

Trapattoni selbst geht selbstbewusst in die Vorrundenduelle mit Welt- und Europameister Spanien, Kroatien und seinem Heimatland. "Wir müssen die gleiche Mentalität zeigen, die uns auch zuletzt ausgezeichnet hat. Ich bin zuversichtlich", sagte Trapattoni: "Spanien ist fast übermächtig, aber wir denken im Augenblick nur an unsere Stärken. Wichtig ist, dass wir mit einem kompletten Kader ohne Verletzte antreten können."

Schon alles gewonnen



Europapokal der Landesmeister, UEFA-Cup, Weltpokal - Trap weiß, wie man Titel gewinnt. Allein zehn nationale Meisterschaften hat der 72 Jahre alte Charismatiker aus Italien in seiner 30-jährigen Trainerkarriere gewonnen. 

Es gibt kaum eine Trophäe, die Trapattoni noch nicht in den Händen gehalten hat. In Irland tüftelt der italienische "Taktikfuchs" nun an seinem persönlichen Meisterwerk. "Das ist kein Traum, man sollte niemals nie sagen", sagte Trapattoni, nachdem er Irland nach 24 Jahren Abstinenz erstmals wieder zu einer EM-Endrunde geführt hatte.

Nichts ist unmöglich



Trapattoni weiß, dass ein Titel bei dem Turnier in Polen und der Ukraine einer Sensation gleichkommen würde. "Ich bin nicht Gott, ich spreche nicht gut englisch, selbst italienisch nicht besonders, und ich mache viele Fehler", sagte Trapattoni: "Aber nach 30 Jahren im Fußball verstehe ich ein wenig von der Materie." 

Ausschließen will er einen Coup, wie ihn einst Otto Rehhagel gelandet hat, als er seine Griechen 2004 in Portugal völlig überraschend zum Titel führte, deswegen nicht. "Wenn wir hundertprozentiges Engagement zeigen - warum nicht?", frohlockte der Mitbegründer des italienischen Ergebnisfußballs.

Über die Playoffs zur EURO



Die Iren liegen dem Mann, der einst Bayern München und den VfB Stuttgart trainierte, nach der erfolgreichen EM-Qualifikation zu Füßen - kein Wunder, sorgten die "Boys in green" doch für eine der dicken Überraschungen des vergangenen Fußballjahres. Mit 21 Punkten und nur einer Niederlage holten sie sich den 2. Platz in Qualifikationsgruppe B und sicherten sich in den anschließenden Playoff-Spielen gegen Estland eines der letzten noch freien Tickets.

"Ich bin sicher, dass wir uns dort beweisen können", sagt Kapitän Robbie Keane mit Blick auf das erste sportliche Großereignis für Irland seit der Weltmeisterschaft 2002. Mit seinen sieben Treffern hatte der 31 Jahre alte Torjäger entscheidenden Anteil an der Qualifikation des 18. der FIFA-Weltrangliste. 

Keane überglücklich



"Eine Mannschaft als Kapitän zu einem großen Turnier zu führen, ist vielleicht mein schönster Moment im Nationaltrikot. Dafür spielt man Fußball", sagte Keane, der seit 14 Jahren in der irischen Nationalmannschaft spielt und in 115 Länderspielen 53 Treffer erzielte.

Bange ist den Iren vor ihrer zweiten EM-Teilnahme nach 1988 in Deutschland nicht. Als Minimalziel hat Trapattoni-Assistent Marco Tardelli kurzerhand den Viertelfinal-Einzug ausgegeben. Sein Dienstherr dürfte die forschen Töne mit einem Kopfnicken zur Kenntnis nehmen - denn: Fertig hat Trap noch lange nicht.

Spanien: Die Gejagten



Madrid - Ein Unfall auf der Elefantenjagd in Botswana, zwei Hüftoperationen und eine Affäre mit einer deutschen Prinzessin - Spaniens König Juan Carlos war zuletzt gesundheitlich wie innenpolitisch ziemlich angeschlagen.


Ähnlich wie seiner Majestät erging es in letzter Zeit auch der spanischen Nationalmannschaft. Seit Jahren beherrscht die "Rote Furie" König Fußball, doch der Welt- und Europameister ist berechenbar geworden. Die spanische Regentschaft, so scheint es, neigt sich dem Ende zu.

Spanien ist noch das Maß aller Dinge



"Spanien", sagt Bundestrainer Joachim Löw, "ist immer noch das Maß aller Dinge." Die Betonung liegt auf "noch", denn "der Abstand ist geringer geworden", glaubt Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm und urteilt: "Für Spanien war es aber auch schwer, sich noch weiterzuentwickeln."

Wie groß oder klein die Lücke noch ist, wird letztlich erst die EM-Endrunde zeigen. In der EM-Qualifikation gab sich der Titelverteidiger keine Blöße und fuhr acht Siege in acht Spielen ein. Doch wie aussagekräftig sind die Niederlagen gegen England (0:1), Italien (1:2), Argentinien (1:4) oder Portugal (0:4)? 

Spanien wird berechenbarer



"Wir bleiben ruhig, kein Grund zur Panik", sagt der stets besonnene Nationaltrainer Vicente del Bosque: "Natürlich sind wir Favorit, aber wir wissen, dass uns eine gute Organisation und ein starker Kampfgeist Probleme bereiten können. Die Unterschiede im Fußball werden geringer."

Sieht man sich die vergangenen Jahre an, verdeutlichen sie die Entwicklung. 2008 zauberten sich die Spanier unter Luis Aragones, dem "Weisen von Hortaleza", noch spektakulär durch das EM-Turnier. Die Gegner spielten mit, Spanien wurde zum zweiten Mal Europameister.

Zwei Jahre später bei der WM in Südafrika tat sich die fast identische Mannschaft schon deutlich schwerer, die Gegner agierten defensiver und ließen Spanien kaum Raum. Die Kombinationsmaschine von Del Bosque krönte sich verdient zum Weltmeister, doch der erste WM-Titelgewinn der Iberer (1:0 n.V. im Endspiel gegen die Niederlande) war ein Geduldsspiel und Ergebnis harter Arbeit.

Ein hartes Stück Arbeit



2012 also wird sich die Fußballwelt wieder ein Stück mehr auf den Favoriten eingestellt haben. Auch Del Bosque weiß das. "Der Reichtum einer Mannschaft hängt von ihrer Variabilität ab. Abhängig von den Spielern, die wir aufbieten, verfügen wir über verschiedene Spielformen", erklärte der 61-Jährige daher: "Auch wenn das Spielkonzept sich nicht groß ändern wird, haben wir Alternativen. Es gibt nicht das eine System, und es ist wichtig, dass wir uns auf jedwede Situation vorbereiten."

Personell blieb der große Umbruch beim Champion aus, als Achillesferse könnte sich die Defensive erweisen. Abwehrchef Carles Puyol (34) muss sich am 12. Mai am Knie operieren lassen - er wird nicht an der EURO teilnehmen können.

Hinzu kommt: Gerard Pique schwächelt seit Monaten und fand sich beim FC Barcelona zuletzt häufiger auf der Bank wieder. Darüber hinaus ist die Position des Linksverteidigers vakant, da der inzwischen 34 Jahre alte Joan Capdevila - bei den Turnieren 2008 und 2010 gesetzt - keine Rolle mehr spielt.

Mittelfeld weiter Weltklasse



Prunkstück der Mannschaft ist und bleibt das Mittelfeld um den starken "Barca"-Block. Dort heißt es: Klasse und Masse. Gleiches gilt auf der Torhüterposition um Rekordnationalspieler Iker Casillas. Im Sturm dürfte vieles davon abhängen, ob Rekordtorschütze David Villa nach seinem Schienbeinbruch rechtzeitig fit wird. Auch der weiterhin schwächelnde Fernando Torres (FC Chelsea) ist ein Wackelkandidat.

Trotz gewisser Probleme scheint klar, dass der Weg zum Titel erneut nur über Spanien führt. Und wie man mit Hindernissen umgeht, machte Juan Carlos bereits vor über 30 Jahren deutlich. Als der König 1981 in seinem Madrider Palast "La Zarzuela" am Swimming Pool entlang lief, übersah er eine geschlossene Glastür. Juan Carlos zerstörte seinen Kontrahenten - und zwar "vollständig", wie Spaniens größte Tageszeitung El Pais berichtete. Auf diese royale Durchschlagskraft hofft auch der Titelverteidiger bei der EM im Sommer.

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